Werte der Deutschen Jugendfeuerwehr
Werte sind für das Handeln von Menschen wichtig, sie geben Orientierung und sind identitätsstiftend. Auch Organisationen wie die Deutsche Jugendfeuerwehr verkörpern bestimmte Werte, die für das Handeln ihrer Mitglieder maßgeblich sind. Werte stehen dabei auch immer in einem gesellschaftlichen Kontext und können sich daher im Laufe der Zeit ändern. Die Vermittlung und Förderung persönlicher Kompetenzen und das Vorleben von Werten ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit in den Kindergruppen und den Jugendfeuerwehren. Ebenso wie die technische Ausbildung zur Sicherung des Nachwuchses für die Einsatzabteilungen der Freiwilligen Feuerwehren tragen diese Aspekte zur Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und Jugendlichen bei.
In dem Kapitel Werte findet Ihr auch Artikel zu folgenden Themen:
- Kindeswohl
- Beteiligung
- Vielfalt
- Antirassismus
Wir wollen gemeinsam die Werte der Deutschen Jugendfeuerwehr leben und ein Umfeld schaffen, in dem unsere Werte von allen Beteiligten diskutiert und gemeinsam weiterentwickelt werden. Für eine gute Nachwuchsarbeit in der Feuerwehr ist es von großer Bedeutung, dass sich sowohl die Kinder und Jugendlichen als auch die Gruppenleitenden, die Betreuenden sowie alle anderen Feuerwehrführungskräfte zu diesen Werten bekennen und sie im Alltag leben. Werte sind nicht angeboren, sondern werden durch Vorbilder geprägt. Daher kommt allen Verantwortlichen in den Kindergruppen und den Jugendfeuerwehren eine besondere Verantwortung als Vorbilder für die Nachwuchskräfte zu. Die Kindergruppe bzw. die Jugendfeuerwehr wird so zu einem prägenden und wertvollen Ort für alle Kinder und Jugendlichen.
Auf dieser Grundlage gelingt es, die Mitglieder langfristig an die Feuerwehr zu binden und sie auch für das Engagement in der Einsatzabteilung zu begeistern. Darüber hinaus kann ein starkes Wertegefüge in der Kinder- und Jugendarbeit in die Strukturen der Freiwilligen Feuerwehren ausstrahlen.
Die Deutsche Jugendfeuerwehr bekennt sich im Speziellen zu folgenden Werten:
Hilfsbereitschaft
Hilfsbereitschaft ist das Fundament der Feuerwehr und ihrer Kinder- und Jugendfeuerwehrarbeit. Als Rettungs- und Hilfsorganisation ist die Feuerwehr dem Dienst am Nächsten und am Gemeinwohl verpflichtet. Auch über die Feuerwehrarbeit hinaus ist uns Hilfsbereitschaft wichtig. Sie ist eine zentrale Voraussetzung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Grundhaltung der Hilfsbereitschaft wird jungen Menschen in den Kindergruppen und Jugendfeuerwehren vorgelebt. Unsere Hilfsbereitschaft folgt dem im Grundgesetz festgeschriebenen Gleichheitsgrundsatz.
Wie wird Hilfsbereitschaft konkret in den Kindergruppen und Jugendfeuerwehren gelebt?
- Wir helfen Menschen in Notsituationen – jederzeit und ohne Vorbehalte.
- Wir helfen einander und bitten um Hilfe.
- Wir schauen nicht weg, wenn jemand Hilfe braucht, sondern packen mit an.
- Wir fördern das Lernen in der Gruppe, indem ältere, erfahrenere Mitglieder jüngere unterstützen und ihr Wissen an sie weitergeben.
- So werden in Übungen gemischte Trupps mit Blick auf Alter, Erfahrung und Leistungsfähigkeit gebildet.
- Wir leben Hilfsbereitschaft und Unterstützung unabhängig von Hierarchien.
- Gruppenleiterinnen und -leiter, Jugendsprecherinnen und -sprecher oder Jugendfeuermitglieder helfen und unterstützen sich frei nach dem Motto: Viele Hände – schnelles Ende oder Einer für alle – alle für einen. Jugendliche bringen ihre Kompetenzen z. B. in den sozialen Medien ein und Erwachsene ihre Fähigkeiten und Erfahrungen beispielsweise beim Wissen um Feuerwehrtechnik oder wie Projektemanagement zum Erfolg führt. Das Gleiche gilt für die Kindergruppen.
Kameradschaft
Gute Kameradschaft setzt sich aus verschiedenen Elementen zusammen. Vertrauen sowie Respekt und Verantwortung gegenüber den Kameradinnen und Kameraden spielen dabei eine wichtige Rolle. Denn nur durch gute Teamarbeit können gemeinsam Probleme gelöst und der Zusammenhalt in der Gruppe gestärkt und gefördert werden. Es ist uns wichtig, unsere Mitglieder nicht nur mit ihren Stärken, sondern auch mit ihren Schwächen anzunehmen und uns gemeinsam als Team weiterzuentwickeln.
Ein faires Handeln gemäß dem Motto Einer für alle – alle für einen! macht den Wert der Kameradschaft in den Kindergruppen und der Jugendfeuerwehr aus und verbietet Ungleichbehandlung und Ungerechtigkeit.
Wie wird Kameradschaft konkret in den Kindergruppen und Jugendfeuerwehren gelebt?
- Wir definieren Kameradschaft in der Gruppe und erarbeiten gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen einen Kodex „Das bedeutet für uns Kameradschaft” für das Miteinander in der Gruppe, den wir regelmäßig überprüfen und erneuern.
- Wir führen Aktivitäten durch, die den Gemeinschaftssinn fördern: gemeinsame Ausflüge, Wettbewerbe in durchmischten Gruppen etc.
- Wir respektieren andere und grenzen niemanden aus.
- Wir übernehmen Verantwortung für uns und unsere Kameradinnen und Kameraden.
- Wir bringen uns mit unseren Stärken in die Gruppe ein, akzeptieren aber auch Schwächen bei uns und anderen und helfen sie auszugleichen.
Individuelle Vielfalt
Die Kindergruppen und Jugendfeuerwehren sind offen für alle jungen Menschen. Die Integration oder besser Teilhabe von Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Religion, ihrem Aussehen, ihrem Geschlecht oder ihren Behinderungen, macht diesen Wert zu einem besonderen Bestandteil der Kinder- und Jugendarbeit. Die Individualität unserer Mitglieder zeichnet unsere Vielfalt in der Gemeinschaft aus und fördert Toleranz im Miteinander. Jeder junge Mensch kann Mitglied in den Kindergruppen und Jugendfeuerwehren sein und diese mit den eigenen Talenten bereichern.
Ausgrenzung hat bei uns ebenso wenig Platz wie Extremismus und menschenverachtendes Reden und Handeln.
Wie wird Vielfalt konkret in den Kindergruppen und Jugendfeuerwehren gelebt?
- Wir thematisieren diskriminierende Äußerungen jeglicher Art unmittelbar und klären die Kinder und Jugendlichen konkret auf, warum auch der eine Witz oder der andere lockere Spruch verletzend sein kann. Wir zeigen immer wieder Vorurteile auf und widerlegen sie.
- Wir beschäftigen uns im Rahmen der allgemeinen Jugendarbeit mit unserer und anderen Kulturen und Lebenswelten, z. B. indem wir Feuerwehrsysteme sowie die Jugendarbeit in den Feuerwehren in unterschiedlichen Ländern kennenlernen, und was sich im Alltag und in der Gesellschaft ähnelt oder unterscheidet.
- Wir respektieren andere Kulturen und berücksichtigen z. B. die Vielfalt beim Essen und Trinken, indem wir beim gemeinsamen Essen auf die Essensgewohnheiten, religiöse Speisevorschriften und Unverträglichkeiten achten. Beispielsweise gelingt dies gut durch gemeinsames Einkaufen, z. B. beim türkischen Supermarkt, und mit einem zweiten Grill, wenn es um halal oder vegetarisch geht.
- Wir sehen Vielfalt als Bereicherung für unsere Gemeinschaft. Auch bei Feuerwehreinsätzen ist diese Vielfalt hilfreich.
- Wir ermöglichen auch Kindern und Jugendlichen mit Behinderung aktiv und unterstützend eine Teilhabe. Wir treffen Vorkehrungen und ergreifen Maßnahmen, um Behinderungen zu überwinden, so es im Rahmen unserer Gestaltungschancen möglich ist.
Mitbestimmung
Das Einbringen von Meinungen und das Umsetzen eigener Ideen gehören in den Kindergruppen und Jugendfeuerwehren dazu. Jedes einzelne Mitglied soll die Möglichkeit erhalten, sich durch gleichberechtigte Teilhabe aktiv in die Arbeit der Jugendfeuerwehr und der Verbände einzubringen und somit das Feuerwehrleben zu bereichern. Es gilt, Demokratie zu fördern und die Kinder und Jugendlichen dafür zu begeistern, sie selbst mitzugestalten. Die Kindergruppen und Jugendfeuerwehren bieten eine Plattform, auf der sich junge Menschen selbst organisieren und verwirklichen können. Die Stimmen der jungen Menschen sind uns wichtig, daher gilt es, sie nicht nur zu hören, sondern ihre Positionen auch in unserer Organisation wirken zu lassen. Dass dies über klassische Feuerwehrinhalte hinausgehen kann, ist selbstverständlich, weil wir bei der Persönlichkeitsentwicklung mitwirken und allgemeine Jugend(verbands)arbeit fördern.
Wir fördern und fordern ein Mitdenken und Mitreden in der Feuerwehr und lehnen eine Befehlshierarchie außerhalb des Einsatzdienstes ab. Auch findet bei uns undemokratisches Gedankengut keinen Platz.
Wie wird Mitbestimmung konkret in den Kindergruppen und Jugendfeuerwehren gefördert?
- Wir ermutigen die Kinder und Jugendlichen, die eigene Position einzubringen und halten sie an, jederzeit die Meinung anderer zu respektieren.
- Wir sorgen dafür, dass sich die Mitglieder bei anstehenden Entscheidungen gleichberechtigt einbringen können.
- Wir treffen Entscheidungen gemeinsam mit der größtmöglichen direkten Beteiligung der Kinder und Jugendlichen und nach einem transparenten Verfahren.
- Wir fördern die Mit- und Selbstbestimmung in Form von Jugendausschüssen und -foren in den Jugendfeuerwehren. Dabei unterstützen wir die Jugendlichen aktiv und erläutern, wie sie sich einbringen und Einfluss auf Entscheidungen nehmen können.
- Wir integrieren Jugendsprecherinnen und -sprecher auf allen Ebenen in den Leitungsgremien der Jugendfeuerwehren mit Sitz und Stimme und der Chance zur echten Mitbestimmung.
Ehrenamtliches Engagement
Ohne ehrenamtliches Engagement wäre unser gesellschaftliches Zusammenleben und auch die Arbeit in den Kindergruppen und der Jugendfeuerwehr nicht möglich. Gruppenleitende und Betreuende leisten ihren Dienst in der (Jugend-)Feuerwehr ehrenamtlich, d. h. unentgeltlich. Kinder und Jugendliche werden durch die Kindergruppen und die Jugendfeuerwehren für gemeinwohlorientiertes Engagement begeistert. Aus dieser Grundeinstellung heraus lehnen wir egoistische Verhaltensweisen ab.
Was bedeutet das für uns in den Kindergruppen und Jugendfeuerwehren konkret?
- Wir motivieren Kinder und Jugendliche jederzeit für das Ehrenamt Feuerwehr sowie für weiteres gemeinnütziges Engagement.
- Wir zeigen gegenüber Eltern und der Öffentlichkeit auf, wie viel Verantwortung im Ehrenamt getragen und welche Arbeit geleistet werden.
- Wir leisten einen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenleben, indem wir uns aktiv einbringen, und übernehmen durch unsere Aufgabe Verantwortung in unserer Gesellschaft.
- Wir bringen unsere Fähigkeiten und Arbeitsleistung freiwillig ein, ohne ein Entgelt für unsere Tätigkeit zu erwarten.
- Wir setzen uns dafür ein, das Ehrenamt nicht zu überfordern und gehen fürsorglich mit unseren eigenen Ressourcen und den Ressourcen anderer um.
So achten wir bei der Dienstorganisation darauf, dass die Kinder- und Jugendarbeit ehrenamtsfreundlich terminiert und strukturiert wird.
Verlässlichkeit
Die Menschen verlassen sich darauf, dass die Feuerwehr kommt, wenn sie gebraucht wird. Und Eltern verlassen sich darauf, dass ihre Kinder bei uns in guten Händen sind. Die Bürgerinnen und Bürger vertrauen uns aufgrund unserer Kompetenz, und wir nehmen diese Verantwortung an. Das gilt nicht nur für den Einsatz, sondern auch für den Umgang miteinander und die Zusammenarbeit mit anderen.
Wo zeigen wir konkret Verlässlichkeit in der Nachwuchsarbeit der Feuerwehr?
- Wir achten auf ein hohes Maß an zeitlicher und inhaltlicher Verbindlichkeit bei der Dienstplanung, die den Mitgliedern und ihren Eltern ein verlässliches Bild unserer Aktivitäten gibt.
- Wir halten uns an Vereinbarungen und stehen zu unserem Wort. Insbesondere halten wir Versprechungen, die den Kindern und Jugendlichen gemacht werden, ein und vermeiden Zusagen, die nicht sicher einzuhalten sind.
- Wir sind ein verlässlicher und kompetenter Ansprechpartner für die Kinder- und Jugendarbeit in der Feuerwehr und die damit verbundenen Themen.
- Wir leben unsere Werte und tragen sie nach außen.
- Wir sind füreinander da und achten auf die Menschen, die uns vertrauen und anvertraut sind.
Wertschätzung
Für die geleistete Arbeit in der (Jugend-)Feuerwehr muss Wertschätzung selbstverständlich sein – sowohl gegenüber den Gruppenleitenden und Betreuenden als auch gegenüber den Mitgliedern. Sie ist spürbar über die Anerkennung in der Gesellschaft sowie in der Feuerwehr selbst. Das Engagement jedes einzelnen Mitglieds muss gesehen und gewürdigt werden. Dies ist ein wichtiger Schritt, um die Motivation weiter zu fördern und Demotivation zu verhindern.
Das Individuum zu schätzen, ist unser grundlegendes Verständnis und widerspricht jeglicher Herabsetzung.
Wie zeigt sich Wertschätzung konkret in den Kindergruppen und Jugendfeuerwehren?
- Wir begegnen anderen, insbesondere den Kindern und Jugendlichen, auf Augenhöhe.
- Wir stellen die Stärken und besonderen Kenntnisse der einzelnen Kinder und Jugendlichen heraus, fördern und loben sie.
- Wir sehen die Leistung eines jeden Mitglieds und erkennen sie an, nicht nur bei Wettbewerben und Leistungsabzeichen, sondern bei allen Diensten und Aktivitäten.
- Wir erachten das Engagement der Gruppenleitenden und Betreuenden nicht als selbstverständlich.
- Wir sagen regelmäßig und authentisch Danke, insbesondere für uns zuteilwerdende Unterstützung.
Spaß
Aktivitäten in den Kindergruppen und in der Jugendfeuerwehr sollen allen Beteiligten Spaß und Freude bereiten. Gruppenleitende, Betreuende und Mitglieder sind ehrenamtlich aktiv und betreiben Feuerwehr in ihrer Freizeit. Spaß ist ein großer Motivator, dem Hobby in der Kindergruppe der Feuerwehr und in der Jugendfeuerwehr nachzugehen.
Wie können Spaß und Freude in den Kindergruppen und Jugendfeuerwehren konkret gefördert werden?
- Wir achten auf eine abwechslungsreiche Dienstplangestaltung, die nicht nur die Wissensvermittlung, sondern auch die Wünsche der Kinder und Jugendlichen berücksichtigt.
- Wir bringen gute Laune mit in die Gruppe und fördern den Spaß aller.
- Wir verhalten uns allen gegenüber fair.
- Wir versuchen, andere fürs Mitmachen zu begeistern.
- Wir fordern unsere Mitglieder und geben ihnen Gelegenheit, sich bei uns weiterzuentwickeln. Wir achten zugleich darauf, niemanden zu überfordern und zu demotivieren. Somit sind Anspruch und Spaß für uns kein Gegensatz.
Linktipp zur Wertevermittlung und Wertebildung:
- Das Werte-Projekt KaReVeTo der Landesjugendfeuerwehr Baden-Württemberg bietet viele Möglichkeiten sich mit Werten auseinanderzusetzen.
- Gugel, Günther und Kreisjugendring Rems-Murr e.V.: Didaktisches Handbuch. Werte vermitteln – Werte leben.
- Das online zur Verfügung gestellte Konzept "TeamUp!" zur Wertebildung mit jungen Menschen stammt von der Bertelsmann Stiftung. Es bietet konkrete Methoden und pädagogisch konzipierte Module zur Werteaneignung und -bildung.
- Hilfreich ist es sich zu vergegenwärtigen, dass die "Eigene Meinung" in Entwicklungstufen ausgebildet wird und Reibung mit Bezugspersonen dabei entstehen können. Die Pfandfinder*innen Österreich haben sich zu den Alterstufen und der Eigenen Meinung Gedanken gemacht.