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Unsere Welt ist bunt!

Vielfalt ist ein wichtiger Grundsatz in den Kindergruppen und Jugendfeuerwehren

Was im Jahr 2007 mit einer Integrationskampagne begann, ist längst ein prägendes Leitmotiv der Deutschen Jugendfeuerwehr: Unsere Welt ist bunt!

Es beschreibt die Vielfalt der Kinder und Jugendlichen in den Nachwuchsgruppen der Feuerwehr. Mit dem Untertitel „Bei uns triffst Du sie alle!“ hat die Deutsche Jugendfeuerwehr 2007 nicht nur für Diversität und Offenheit geworben, sondern auch ihr Selbstverständnis verdeutlicht. Wir bieten barrierefreie, vielfältige Jugendarbeit an, die offen ist für alle Kinder und Jugendlichen. Die Gruppen sind mit Blick auf Geschlecht, Zuwanderungsgeschichte und Religion der Mitglieder offen und oftmals gut durchmischt.

Wir etablieren Vielfalt als Grundgedanken in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Die Deutsche Jugendfeuerwehr und ihre Mitglieder haben unter anderem durch die Integrationskampagne „Unsere Welt ist bunt!“, das „Positionspapier zur Einbindung von Menschen mit Behinderung in die Jugendfeuerwehr / Freiwillige Feuerwehr“ und das Vielfaltsprojekt „Im Tandem durch die bunte Jugendfeuerwehrwelt“ wichtige Meilensteine erreicht. Doch es liegt in der Verantwortung der einzelnen Gruppenleiterinnen und -leiter, das Bewusstsein für Diversität in ihre Gruppe zu tragen und zu verwirklichen.

Zu dem fachlichen Spektrum Vielfalt gehören zahlreiche Themen: unter anderem integrativer Umgang mit sogenannten „Problemkindern“, Inklusion, Mädchenförderung, toleranter Umgang mit sexuellen Orientierungen und Identitäten, Interkulturalität und -religiosität sowie Antirassismusarbeit. Letzterer Themenkomplex ist in diesem Kapitel gesondert beschrieben.

Klickt Euch durch die Beiträge:

Linktipp: Schwerpunktseite der DJF zu "Unsere Welt ist bunt!"

  • Die Deutsche Jugendfeuerwehr hat zum Thema Vielfalt und Unsere Welt ist bunt! Bei uns triffst du sie alle! zu verschiedenen Aspekte eine Schwerpunktseite eingerichtet. Hier geht es zur Schwerpunkt-Webseite der DJF.

Interkulturalität leben

Nur davon zu sprechen, junge Menschen mit Zuwanderungsgeschichte oder Migrationserfahrungen in die Gruppen integrieren zu wollen, reicht nicht aus. Es ist enorm wichtig, Interkulturalität auch zu leben. Wir haben durchaus gelernt, dass es bei bestimmten Bevölkerungsgruppen Vorbehalte gegenüber der Feuerwehr gibt, weil diese fälschlicherweise als militärische Einrichtung verstanden wird oder das Tragen von Uniformen auf diese Menschen abschreckend wirkt. Doch dieses Missverständnis aufzulösen, ist oftmals einfach, wenn die Gruppenleitende und die (anderen) Führungskräfte der Feuerwehr eine Kultur leben, die Interkulturalität in der gesamten Organisation begünstigt.

Diese Kultur fördern wir u. a. mit diesen konkreten Haltungen und Handlungen:

  • Wir gehen proaktiv auf in der Feuerwehr unterrepräsentierte interkulturelle Bevölkerungsgruppen zu.
  • Wir hinterfragen niemals offen die ethnische Herkunft, Religion oder Kultur einer Familie, eines Kindes oder einer/eines Jugendlichen.
  • Wir setzen uns organisatorisch und im vertrauten Rahmen mit den Einflüssen aufgrund der vermeintlichen kulturellen Unterschiede auseinander. Dazu gehört auch, die eigene Kultur zu reflektieren, die unsere Weltsicht prägt.
  • Wir nehmen ganz konkret Rücksicht auf unterschiedliche Essgewohnheiten und religiöse Rituale.
  • Wir entgegnen vehement jedweder rassistischen Sprache, Haltung und Verhalten Einzelner.

Gleichstellung von Mädchen und Frauen fördern

In den Kindergruppen und Jugendfeuerwehren ist der Mädchenanteil zumeist deutlich höher als der Frauenanteil in den Einsatzabteilungen. Dennoch gilt es auch in der Nachwuchsarbeit, die Gleichstellung immer als Grundsatz zu leben und zu fördern. Nur wenn wir in den Kindergruppen und Jugendfeuerwehren junge Mädchen fördern und halten, gewinnen wir sie auch für ein Engagement im späteren Einsatzdienst.

Eine gelebte Gleichstellung fördern wir u. a. mit diesen konkreten Haltungen und Handlungen:

  • Wir sorgen für geschlechtlich paritätisch besetzte Betreuendenteams.
  • Wir schaffen Räume und Orte für eine angemessene Privatsphäre (wie z. B. getrennte Umkleideräume).
  • Wir nehmen die individuellen Bedürfnisse aller geschlechtlicher Rollen jederzeit ernst.
  • Wir vermeiden jede Form diskriminierender, sexistischer Sprache, Sprüche und Verhaltensweisen.
  • Wir wirken auf Führungskräfte der Einsatzabteilungen ein, auch hier Gleichstellung zu leben.

Sexuelle Identität anerkennen

In einer nach wie vor männlich geprägten Organisation sich als homosexuell zu outen oder sogar zu offenbaren, sich einem anderen Geschlecht zugehörig zu „fühlen“, ist eine Herausforderung. Das müssen wir uns im Sinne eines glaubwürdigen Lernprozesses eingestehen. Aber das Denken verändert sich, auch durch deutliche Zeichen und Bekenntnisse der Feuerwehrkameradinnen, -kameraden und -verbände gegen Homophobie, durch zielgruppengerechte Veröffentlichungen und durch Schulungsangebote.

Der wichtigste Aspekt ist aber auch hier eine tolerante Kultur mit folgenden Grundlagen:

  • Wir reduzieren bewusst unser Denken, Reden und Handeln nicht auf nur zwei Geschlechter.
  • Wir streichen homophobe Witze und Sprache komplett aus unserer Kommunikation und ermahnen andere offen; Gleiches gilt für Handlungen.
  • Wir schaffen eine Vertrauenskultur, die solch intime Outings begünstigt.
  • Wir gehen offen und gleichberechtigt mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften um.
  • Wir ermutigen geoutete Personen, als Vorbilder zu wirken.

Inklusion von Mitgliedern mit Behinderung ermöglichen

Im Rahmen der Integrationskampagne „Unsere Welt ist bunt!“ zielte direkt zum Auftakt ein Schwerpunktthema auf Kinder und Jugendliche mit „Handicap“ ab. Eine sehr wertvolle Erkenntnis war, bei der Inklusion von Menschen mit und ohne Behinderung nicht nach dem „Ob“, sondern bewusst nur nach dem „Wie“ zu fragen. Gemeinsam mit der Aktion Mensch wurde Inklusion in der DJF und über ein Positionspapier auch im Deutschen Feuerwehrverband vertieft diskutiert (siehe DFV/DJF-Positionspapier zu Inklusion als internen Download) . Mit großer Offenheit vieler Verbandsakteurinnen und -akteure, dem Rückhalt der Unfallkassen und der Grundlage von Inklusion als Menschenrecht entstanden zumindest Strukturen, die Inklusion sinnvoll ermöglichen. Wir wissen durch unsere Projekte und viele vorbildhafte Beispiele, dass wir auch Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer, Sehbehinderte und geistig eingeschränkte Menschen aufnehmen und für sie eine Rolle in der Feuerwehr finden können.

Für die Sensibilisierung von Gruppenleitenden ist es sinnvoll, sich dem Thema niederschwellig zu nähern. Denn schon chronische Erkrankungen wie Diabetes oder Asthma können je nach Ausprägung die Teilhabe der Mitglieder einschränken und erfordern eine besondere Aufmerksamkeit bei den Betreuenden sowie auch Vorkehrungen, dass eine Teilhabe dennoch möglich wird. Nach dem § 11 des SGB VIII sind wir alle in der Jugendarbeit gesetzlich verpflichtet, „die Zugänglichkeit und Nutzbarkeit der Angebote für junge Menschen mit Behinderungen sicherzustellen“. Auch die UN-Behindertenrechtskonvention sieht die Teilhabe vor (bspw. externer Link des Institut der Menscherechte).

Die Umsetzung von Inklusion benötigt folgende Haltungen und Handlungen:

  • Wir begegnen Menschen mit Behinderung und ihren Familien mit größtmöglicher Offenheit.
  • Wir suchen bewusst nach Lösungen für die Inklusion von Interessierten und treffen Vorkehrungen, die versuchen, die Behinderungen zu kompensieren. Wir holen uns Hilfe und Unterstützung.
  • Wir klären die Gruppe, die Betreuenden und die Führungskräfte der Feuerwehr umfassend auf.
  • Wir kommunizieren Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen und ihren Familien die Erwartungshaltung, die realen Umstände und unsere Möglichkeiten.
  • Wir erarbeiten bereits von Beginn der Mitgliedschaft an Perspektiven für die Betroffenen in der Feuerwehr und kommunizieren diese ehrlich.

Linktipp: Schwerpunktseite der DJF zu Inklusion

Verhaltensauffällige „Problemkinder“ begleiten

Vorgeschaltet ist hier die sehr vorsichtige Bewertung: „Wer ist ein Problemkind?“ In der Regel werden in der Psychologie so Kinder bezeichnet, die beispielsweise ihren Eltern große Probleme in der Erziehung bereiten oder in ihrem Umfeld kontinuierlich für Unruhe sorgen. Wir haben als Deutsche Jugendfeuerwehr zu Beginn der Integrationskampagne „Unsere Welt ist bunt!“ für diese Kinder und Jugendlichen das Bild des „Zappelphilipp“ gezeichnet. So schwierig die Eingrenzung und genaue Beschreibung ist, genauso wichtig ist es, sehr vorsichtig mit dieser Einschätzung umzugehen.

Ein besonderer Aspekt ist die ADHS, die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Zu häufig werden Kinder und Jugendliche vorschnell als ADHS-Patientinnen und -Patienteneingestuft oder eine vermeintliche Erkrankung mit diesem Syndrom als Ausrede für Verhaltensauffälligkeit verwendet.

Bei uns sind „Problemkinder" willkommen und mit diesen konkreten Haltungen und Handlungen gut zu integrieren bzw. zu beteiligen:

  • Wir sprechen die Eltern frühzeitig auf auffällige Situationen/Verhalten an.
  • Wir setzen uns mit den Umständen der Verhaltensauffälligkeiten auseinander und passen unsere Betreuungsrolle entsprechend an.
  • Wir bieten besonders aktiven Kindern und Jugendlichen Freiräume, um sich auszutoben.
  • Wir zeigen Grenzen auf und geben klare Strukturen in Zeit und Abläufen.
  • Wir loben sie in Momenten der Konzentration und der ruhigen Teilhabe.
  • Wir kristallisieren Vertrauenspersonen im Betreuendenteam heraus und schaffen eine Beziehungsebene.