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Handlungsorientiertes Lernen – Was gilt es zu beachten?

Wenn wir handlungsorientiert bilden, ausbilden oder unterrichten möchten, schaffen wir in Gruppenstunden, JF-Diensten oder Lehrgängen anstelle der traditionellen „Frontalsituation“ eine aktivierende Handlungssituation für die Lernenden, in denen diese tatsächlich etwas tun müssen. Die Auswahl dieser Handlungssituationen erfolgt genau so, dass sie möglichst gut und intensiv, also auch deutlich erlebbar ist. Der handlungsorientiert Lehrende ist eine Person, die für ihre Lernenden oder Teilnehmenden ständig Handlungssituationen schafft oder arrangiert, und zwar unter ganz bewussten pädagogischen Gesichtspunkten und Zielen. Die Lehrperson möchte den Lernenden damit Situationen bereiten, in denen sie mit genau dem konfrontiert sind, wovon die Lehrperson möchte, dass sie es lernen, wohl wissend, dass die Lehrperson selbst sie nicht lehren kann. Die Lehrperson vermittelt ihnen Erfahrungen in der Hoffnung, dass sie aus diesen Erfahrungen schließlich für sich die richtigen Schlüsse ziehen und ihr persönliches Verhalten entsprechend entwickeln bzw. verändern. Und zugleich vermittelt die Lehrperson ihnen dadurch eine heute ganz wesentliche Lernerfahrung, nämlich die, wie man erfahrungsgeleitet lernen und handeln kann.  

Handlungsorientiertes Lernen ist der Versuch, im Rahmen von Gruppenstunden, JF-Diensten, Lehrgängen, Seminaren oder Zeltlagern – also auch an gesonderten Lernorten außerhalb der Praxis – Handlung als Lernmedium zu integrieren. Dazu werden konkrete Handlungssituationen geschaffen, in denen handelnd gelernt und lernend gehandelt wird, in denen die Lernenden vor praktische Aufgaben gestellt werden, die sie praktisch handelnd lösen müssen. An die Stelle des Frontalunterrichts tritt die offene Handlungsaufgabe für einzelne oder Gruppen, die vom Lehrenden lediglich begleitet, nicht aber angeleitet oder gar demonstrativ gelöst wird.  

Handlungsorientiertes Lernen ist ein Konzept und noch keine Lehr- oder Vermittlungsmethode. Im Mittelpunkt des handlungsorientierten Lernens steht die Vermittlung von theoretischen Voraussetzungen für die Fähigkeit zum Handeln. Zugleich sollen aus den konkreten Handlungen rückschließende Fragen auf die Theorie führen. Wahrnehmen und Denken werden aber erst zur vollständigen Handlung, wenn beides im Tun umgesetzt wird.  

Merkmale handlungsorientierten Lernens in der Jugendverbandsarbeit sind beispielsweise: 

  • Lernen geschieht mit Kopf, Herz und Hand (kognitiv, sozial, emotional) 
  • Einbezug außerschulischer Lernorte 
  • „Learning by doing“ 
  • Das Interesse der Kinder und Jugendlichen steht im Mittelpunkt (Lebensweltorientierung) 
  • Kinder und Jugendliche werden in die gesamte Planung und Durchführung einbezogen 
  • Kinder und Jugendliche arbeiten gemeinsam an einem Projekt, interagieren aktiv miteinander, sprechen sich ab und unterstützen sich 
  • Reflexion als verbindlicher Teil des handlungsorientierten Lernens 

Bei der inhaltlichen Planung und Gestaltung von Gruppenstunden hilft es, sich an die eigene Zeit als Lernende oder Lernender zu erinnern. Kinder und Jugendliche lernen anders als Erwachsene. Sie haben zuweilen andere Ansprüche ans Lernen, wollen kreativ sein dürfen und beteiligt werden. Damit ihr bei euren Teilnehmenden Interesse für das weckt, was ihr ihnen beibringen wollt, solltet ihr bestenfalls immer eine Ampel vor Augen haben: 

ROT – „Sag mir etwas und ich werde es bestimmt vergessen“ 

Wenn ihr den Teilnehmenden ausschließlich erzählt, um was es geht, werden sie kaum einen intensiven Zugang zum Thema erhalten. Die Aufmerksamkeit sinkt schnell und ihr könnt euer gestecktes Ziel für die Gruppenstunde kaum erreichen. 

GELB – „Zeig mir etwas und ich werde es mir vielleicht merken“ 

Ergänzt ihr die Gruppenstunden durch Bildmaterial oder zeigt den Teilnehmenden direkt vor Ort, um was es geht, erhöht ihr bereits das Interesse. Kinder und Jugendliche können sich nun bereits bildlich einen Eindruck von dem machen, um was es in der Gruppenstunde geht. 

GRÜN – „Lass es mich tun und ich werde es mir ganz bestimmt merken“ 

Um Kindern und Jugendlichen nachhaltige Lernerlebnisse vermitteln und sie sinnvoll an der Gruppenstunde beteiligen zu können, ist es wichtig, sie bestenfalls mit allen Sinnen lernen zu lassen. Baut Elemente zum Hören, Sehen und Selbsterleben in eure Planung ein. Macht Lernen greifbar und fördert die Lernenden beim Entdecken der neuen Themen. 

Bei der Ausgestaltung gemeinsamer Gruppenstunden ist es ratsam, sich an folgenden Punkten zu orientieren: 

  • Traue Kindern und Jugendlichen etwas zu. Fördere Ideen, Wege und Ziele der Kinder und Jugendlichen 
  • Orientiere dich bei der Planung einer Gruppenstunde an der Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen bzw. beziehe sie von Anfang an ein 
  • Gib Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, über Lernumwege zum Ergebnis zu kommen. Es gibt nicht nur eine richtige Lösung 
  • Sei Berater/-in, Unterstützer/-in und Begleiter/-in 
  • Gestalte die Gruppenstunde realitätsnah und binde die Kinder und Jugendlichen intensiv mit ein