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Prinzipien zur Gestaltung / Praktische Umsetzung

Zu den zentralen Prinzipien handlungsorientierten Lernens gehören Selbstorganisation und Selbstbestimmung genauso wie der Erwerb von Kompetenzen. Lernen soll also nicht länger der Erwerb von präsentiertem Wissen sein, sondern eine aktive (eigene) Wissensaneignung durch die Lernenden selbst, die zusätzlich auch das eigene Tun und Handeln mit den eigenen Sinnen und Emotionen einschließt.[1]

 

 

Prinzip 1: Beteiligung & Teilhabe

Die Partizipation aller Menschen oder Gruppen von Menschen an der gesellschaftlichen Entwicklung gehört zu den wichtigsten Grundsätzen nachhaltiger Bildung.[2] So greift also partizipatives Lernen die zentrale Forderung nach Teilhabe aller gesellschaftlichen Gruppen am Prozess nachhaltiger Entwicklung auf. Handlungsorientiertes Lernen basiert demnach auf der Erkenntnis, dass Lernprozesse selbst als Partizipationsprozesse zu gestalten sind. Schließlich können Kompetenzen nicht gelehrt, sondern müssen von jedem selbst entwickelt werden. Hierzu gehört beispielsweise auch die Teamfähigkeit, die als eine der wichtigsten sozialen Kompetenzen erachtet wird. 

Handlungsorientiertes Lernen erfordert daher solche Lernumgebungen, die selbstorganisiertes und projektorientiertes Lernen ermöglichen. 

Prinzip 2: Handeln

Handlungsorientierung beinhaltet den Anspruch, die eigene Aktivität der Lernenden ausdrücklich und kontinuierlich herauszufordern. Lernen ist hierbei als Prozess zu verstehen, der die Lernenden sowohl bei der Auswahl als auch bei der Zielsetzung und Gestaltung der Lernprozesse aktiv beteiligt. Dadurch sollen die Lernenden Wert und Bedeutung der Bildungsinhalte für ihr gegenwärtiges und zukünftiges Leben und Handeln erfahren.[3] Durch die handelnde Auseinandersetzung mit den Lerninhalten und der anschließenden Reflexion der gemachten Erfahrungen gelangen die Lernenden zu vertiefenden Erkenntnissen.[4]
Lernende setzen sich mit dem Thema und den Zielen der Bildungsinhalte und -maßnahmen auseinander. Dadurch werden ebenfalls die Entstehung kognitiver Strukturen, die Freude an Bildung und nachhaltigere Lernergebnisse gefördert.

 

 

Prinzip 3: Gemeinschaft

Das Lernen in Gruppen, so auch in der Jugendfeuerwehr, ermöglicht den Erwerb wichtiger sozialer Kompetenzen. In Gruppen zu interagieren hat zur Folge, dass unterschiedliche Standpunkte, Interessen und Problembewusstsein angetroffen werden.[5] Bei erfolgreicher Bewertung der entstehenden Erkenntnisse und Handlungen individuell und im sozialen Miteinander kommt es zu einer Verankerung der handlungsleitenden Werte. 

Ein Vorteil des Lernens in Gruppen oder in einer Gemeinschaft ist der Wechsel zwischen kollektiven Lernphasen (Phasen der Wissensvermittlung, in denen Wissen und Perspektiven mit anderen reflektiert werden) und Phasen der eigenen Auseinandersetzung (Phasen, in denen sich die Lernenden individuell in ihrem Lerntempo mit den Lerninhalten auseinandersetzen). 

Prinzip 4: Alltagsbezug & Zugänglichkeit

Das didaktische Prinzip der Zugänglichkeit beinhaltet die Frage, wie eine Nähe zum Lerngegenstand geschaffen werden kann, damit die Lernenden diesen aktiv begreifen und verstehen können. Grundsätzlich ist es wichtig, dass das Gelernte für die Lernenden von Bedeutung für ihr gegenwärtiges und zukünftiges Leben sein muss. Damit dieser Zugang überhaupt gelingen kann, muss in der Bildungsmaßnahme am Erfahrungshorizont, am Vorwissen und auch an den altersbezogenen Fähigkeiten angeknüpft werden.[6] Somit fordert das handlungsorientierte Lernen eine Orientierung an der Lebenswelt der Lernenden. 

Prinzip 5: Gefühle

Kompetenzen werden als ein Zusammenspiel zwischen kognitivem, emotionalem und motivationsgeleitetem Selbstverständnis verstanden. Der Kompetenzerwerb kann also als Wertelernen verstanden werden und setzt damit den Prozess des individuellen Lernens in Kraft. Für die erfolgreiche Vermittlung von Kompetenzen werden damit verstärkt Methoden notwendig, die eine emotionale Ebene mit einbeziehen, bewährte Handlungsmuster durchbrechen und zu einer neuen Bewertung von Handlungsmöglichkeiten führen.[7] Die Definition von Kompetenzen bedeutet, nicht nur auf den Erwerb von Wissen abzuzielen, sondern beim Erwerb Emotionen, Handlungsmotive und -absichten sowie den Willen der Lernenden zu berücksichtigen.[8]

Prinzip 6: Vielfalt an Perspektiven

Das Konzept des handlungsorientierten Lernens stellt die bisher getrennt diskutierten Blickpunkte unter eine neue, ganzheitliche Perspektive. Es geht hierbei nicht mehr nur um die Vermittlung von isoliertem Fachwissen, sondern um die Förderung vernetzten Denkens. Hierbei sind die Ausgangspunkte Handlungen, Nebenfolgen oder Vorstellungen von Menschen jeden Alters. Dieses Prinzip entstand aus der Erfahrung, dass wissenschaftliches Wissen nicht ausreicht, um alltags- und zugleich zukunftstaugliche Klärungen und Lösungen herbeizuführen.[9]

Prinzip 7: Zusammenhänge

Zur Lösung aktueller gesellschaftlicher Vorgänge ist die Fähigkeit zum systematischen Denken notwendig. Das handlungsorientierte Lernen soll sich hierbei auf Zusammenhänge spezialisieren und folgende Punkte berücksichtigen:[10]

Problemorientierung und Handlungsorientierung:

Lernende sollen kooperatives und eigenverantwortliches Handeln lernen, um Zusammenhänge besser erfassen zu können. 

Verantwortlichkeiten – Zusammenhang von Entwicklungen: 

Es soll auf die Zusammenhänge wissenschaftlich-technischen Fortschritts auf der einen Seite und andererseits auf Verantwortlichkeit für Lebensgrundlage und Lebensbedingungen aufmerksam gemacht werden. 

Lebensweltorientierung und Mitbestimmung: 

Die Inhalte werden der Lebenswelt der Lernenden entnommen. Lernende sind an der Auswahl aktiv beteiligt.

Perspektivität: 

Die Wirklichkeit kann niemals nur eindeutig und objektiv sein. Deshalb ist das Hineinversetzen in andere Sichtweisen für die Erfahrung einer anderen Sichtweise wichtig. 


[1] Michelsen, G.; Fischer, D. (2017): Bildung für nachhaltige Entwicklung. In: Schriftenreihe Nachhaltigkeit. Eine Veröffentlichung der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, S. 27.

[2] Künzli, D.; Bertschy, F.; de Haan, G.; Plesse, M. (2008): Zukunft gestalten lernen durch Bildung für nachhaltige Entwicklung: Didaktischer Leitfaden zur Veränderung des Unterrichts in der Primarschule, S. 20

[3] Hintz, D.; Pöppel, K.-G.; Rekus, J. (1993): Neues schulpädagogisches Wörterbuch.

[4] David Künzli, Ch.; Bertschy, F.; de Haan, G.; Plesse, M. (2008): Zukunft gestalten lernen durch Bildung für nachhaltige Entwicklung: Didaktischer Leitfaden zur Veränderung des Unterrichts in der Primarschule, S. 20.

[5] Bormann, I. (2010): Gestaltungskompetenz – Anmerkungen zur Herausforderung, sie zu vermitteln. In: lernende Schule. S. 50.

[6] Künzli, D.; Bertschy, F.; de Haan, G.; Plesse, M. (2008): Zukunft gestalten lernen durch Bildung für nachhaltige Entwicklung: Didaktischer Leitfaden zur Veränderung des Unterrichts in der Primarschule, S. 25.

[7] Barth, M. (2007): Gestaltungskompetenz durch neue Medien? Die Rolle des Lernens mit neuen Medien in der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. S. 27 ff.

[8] Roth, G. (2001): Fühlen, Denken, Handeln. Wie das Gehirn unser Verhalten steuert.

[9] Stoltenberg, U. (2009): Bildung für eine nachhaltige Entwicklung im Elementarbereich.

[10] Popp, W. (1997): Die Spezialisierung auf Zusammenhänge als regulatives Prinzip der Didaktik. In: Duncker, L.; Popp; W. (Hrsg.): Über Fachgrenzen hinaus. Chancen und Schwierigkeiten des Fächerübergreifenden Lehrens und Lernens, S. 135–154.