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Gesundheit aus einer ganzheitlichen Perspektive

Für das bessere Verständnis werden hier zuerst vier zentrale Begriffe aufgegriffen und erläutert. Außerdem gehen wir auf die "Begeisterung für das Thema Gesundheit" ein.

Begriff der Gesundheit

„Gesundheit“ – ob bei einem Nieser, zum Jahreswechsel oder bei Glückwünschen zum Geburtstag, im Alltag kommt uns dieser Begriff häufig über die Lippen. Doch was ist mit diesem Ausdruck gemeint?

Bereits 1946 beschrieb die Weltgesundheitsorganisation Gesundheit (WHO) als einen Zustand „vollständigen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit oder Gebrechen“. Damit ist Gesundheit nicht einfach das Gegenteil von Krankheit, sondern hat seine eigenen Qualitätsmerkmale. Neben dem vom Arzt feststellbaren Gesundheitszustand werden auch das subjektive Selbstempfinden sowie psychische und soziale Aspekte mit einbezogen.

Begriff der (Krankheits-)Prävention

Häufig wird im Zusammenhang mit Gesundheit von Prävention und Gesundheitsförderung gesprochen. Beide Begriffe werden kurz eingeführt.

Prävention stellen alle Maßnahmen dar, die Krankheiten oder gesundheitliche Schädigungen vermeiden, das Risiko einer Erkrankung verringern oder ihr Auftreten verzögern. Diese präventiven Aktivitäten lassen sich nach dem eingesetzten Zeitpunkt in drei unterschiedliche Formen einordnen:

  • Primärprävention: gesundheitliche Aufklärung, Anleitung zur Vermeidung von Risikofaktoren, zum Beispiel Impfungen
  • Sekundärprävention: Früherkennung von Erkrankungen in Risikogruppen, zum Beispiel Vorsorge-Untersuchungen
  • Tertiärprävention: Verhinderung der Verschlimmerung oder des Wiederauftretens bereits bestehender Erkrankungen, zum Beispiel durch eine Kur

Des Weiteren lassen sich präventive Maßnahmen im Hinblick darauf unterscheiden, ob sie am individuellen Verhalten (Verhaltensprävention) oder an den Lebensverhältnissen ansetzen (Verhältnisprävention).[1]

Grundsätzlich gibt es vier Kernhandlungsfelder mit entsprechenden Präventionsprinzipien, die vom Spitzenverband der deutschen Krankenkassen klassifiziert werden:

  • Bewegungsgewohnheiten: Reduzierung von Bewegungsmangel durch gesundheitssportliche Aktivität; Vorbeugung und Reduzierung spezieller gesundheitlicher Risiken durch geeignete verhaltens- und gesundheitsorientierte Bewegungsprogramme
  • Ernährung: Vermeidung von Mangel- und Fehlernährung; Vermeidung und Reduktion von Übergewicht
  • Stressmanagement: Förderung von Stressbewältigungskompetenzen; Förderung von Entspannung
  • Suchtmittelkonsum: Förderung des Nichtrauchens; gesundheitsgerechter Umgang mit Alkohol / Reduzierung des Alkoholkonsums[2]

[1] Vergleiche Bundesministerium für Gesundheit (o. J.). [2] Vgl. Franzkowiak (2018). S. 16/788.

Begriff der Gesundheitsförderung

Während Prävention sich auf die Vorbeugung und Früherkennung von Krankheit konzentriert, setzt die Gesundheitsförderung auf die Stärkung der Gesundheit der Menschen. So werden hier weniger krankheitsauslösende Faktoren untersucht, sondern der Fokus liegt auf den gesundheitserhaltenden Aspekten. Die Prävention erörtert die mögliche Krankheitsentstehung (Pathogenese), während sich die Gesundheitsförderung auf die Gesundheitsentstehung bzw. -erhaltung (Salutogenese) konzentriert. Zusammenfassend lautet die Frage also nicht „Was macht mich krank?“, sondern „Was hält mich gesund?“.[1]

Gesundheitsförderung ist nach der Ottawa-Charta von 1986 als Prozess zu verstehen, „allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen. Um ein umfassendes körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden zu erlangen, ist es notwendig, dass sowohl Einzelne als auch Gruppen ihre Bedürfnisse befriedigen, ihre Wünsche und Hoffnungen wahrnehmen und verwirklichen sowie ihre Umwelt meistern beziehungsweise verändern können. In diesem Sinne ist die Gesundheit als ein wesentlicher Bestandteil des alltäglichen Lebens zu verstehen und nicht als vorrangiges Lebensziel. Gesundheit steht für ein positives Konzept, das in gleicher Weise die Bedeutung sozialer und individueller Ressourcen für die Gesundheit betont wie die körperlichen Fähigkeiten. Die Verantwortung für Gesundheitsförderung liegt deshalb nicht nur bei dem Gesundheitssektor, sondern bei allen Politikbereichen und zielt über die Entwicklung gesünderer Lebensweisen hinaus auf die Förderung von umfassendem Wohlbefinden hin“.[2] Diese Definition ist in der Jakarta-Erklärung 1997 weiterentwickelt worden, demnach soll Gesundheitsförderung die Menschen nun befähigen, mehr Kontrolle über ihre Gesundheit zu erlangen und sie durch die Beeinflussung der Determinanten für Gesundheit zu verbessern.[3]


[1] Vergleiche DocCheck Medical Services GmbH (2021). [2] World Health Organization (1986), S. 1. [3] Vergleiche Kaba-Schönstein (2017).

Modells der Determinanten von Gesundheit

Kern des Modells der Determinanten von Gesundheit nach Dahlgren & Whitehead bilden unbeeinflussbare und feste Faktoren wie Geschlecht, Alter und Erbgut eines Menschen. Der Lebensstil und das Gesundheitsverhalten beziehen sich auf Verhaltensweisen (zum Beispiel Ernährung, Tabak- und Alkoholkonsum), die einen Einfluss auf die Gesundheit haben und durch Prävention und Gesundheitsförderung modifiziert werden können. Die nächsten Determinanten haben keinen direkten Einfluss auf die Gesundheit, beeinflussen aber indirekt durch das gerade angesprochene Verhalten. Eine gute soziale Integration in den unterschiedlichsten Netzwerken wie Familie, Freundeskreis oder auch die Feuerwehr beeinflussen die Gesundheit positiv. Diese hängt wiederum von vielen Einzelfaktoren wie etwa der Belastung am Arbeitsplatz, Bildung ebenso wie der Wohnsituation und dem Gesundheitssystem ab. Die äußerste Schicht der allgemeinen Bedingungen – wie sie sich zum Beispiel in sozialen Ungleichheiten darstellen – stellen als Makrofaktoren in diesem Sinne die „Ursache der Ursache“ dar.[1]


[1] Vergleiche Richter/Hurrelmann (2018).

Das Konzept der „Gesundheitsentstehung“ oder Salutogenese

Ein wichtiger Meilenstein in der Erforschung und Erklärung von Krankheit und Gesundheit ist das Konzept der Salutogenese des Medizinsoziologen Aaron Antonovsky. Wie im letzten Kapitel bereits angesprochen bedeutet Salutogenese „Gesundheitsentstehung“.

Antonovsky vergleicht das Konzept der Salutogenese mit einer Metapher: „Die pathogenetische Herangehensweise möchte Menschen mit hohem Aufwand aus einem reißenden Fluss retten, ohne sich Gedanken darüber zu machen, wie sie da hineingeraten sind und warum sie nicht besser schwimmen können.“[1] Bei der Salutogenese wird der Fluss als Strom des Lebens gesehen: „Niemand geht sicher am Ufer entlang. Darüber hinaus ist für mich klar, dass ein Großteil des Flusses sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinn verschmutzt ist. Es gibt Gabelungen im Fluss, die zu leichten Strömungen oder in gefährliche Stromschnellen und Strudel führen.“[2] Er nimmt demnach an, dass sich niemand dauerhaft den krankmachenden Einflüssen entziehen kann, vielmehr müssen wir uns im Alltag stetig um Gesundheit bemühen. Ausgehend von diesem Prinzip befasste sich Antonovsky also damit, wie ein Mensch ein guter Schwimmer wird, um den Fluss erfolgreich zu überwinden.

Die individuelle Fähigkeit „zu schwimmen“ entspricht einer Persönlichkeitseigenschaft, die von Antonovsky als Kohärenzgefühl bezeichnet wird. Je ausgeprägter die drei folgenden Dimensionen bei einem Menschen sind, desto besser kommt er mit den Aufgaben und Herausforderungen im Leben zurecht:

  • Verstehbarkeit meint, Zusammenhänge des Lebens zu verstehen und einordnen zu können. Sowohl die Botschaften des eigenen Körpers als auch die eigenen Gedanken und Gefühle sind dem Menschen verständlich, nicht fremd, Angst machend, sondern er kann sie einordnen, erklären und in gewisser Weise auch voraussehen. Ebenso sind auch die Anforderungen der Umwelt nachvollziehbar.
  • Handhabbarkeit beinhaltet die Überzeugung, dass Schwierigkeiten mithilfe vielfältiger Ressourcen bewältigt und bei Bedarf Hilfe und Unterstützung gesucht werden können.
  • Sinnhaftigkeit bezieht sich auf das Gefühl, dass das eigene Leben mit all seinen Anforderungen und Problemen es wert sind, sich dafür einzusetzen und der Mensch einen Sinn in der jeweiligen Aufgabe sieht.[3]

„Das Kohärenzgefühl ist durch ein umfassendes und dauerhaftes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten geprägt. Es wird entscheidend durch die Fähigkeit zur Selbstregulation beeinflusst, erfolgreich mit belastenden Lebensumständen und negativen Folgen von Stress umzugehen.“[4] Die Fähigkeit zum „Schwimmen“ kann durch Selbstwirksamkeit und -regulation beeinflusst werden. Auf der Verhaltensebene kann es ein inneres Gleichgewicht sein, auf der Beziehungsebene angemessenes Verhalten in der Gruppe bzw. Anerkennung für gesellschaftliche Aktivitäten wie in der Feuerwehr oder auf der körperlichen Ebene, die durch Ernährung, Erholung und Bewegung bestimmbar ist.[5]


[1] Bengel/Strittmatter/Willmann (2001), S. 24 f. [2] Bengel/Strittmatter/Willmann (2001), S. 25. [3] Bengel/Strittmatter/Willmann (2001), S. 29 f. und Deutsches Rotes Kreuz (2011), S. 21. [4] Deutsches Rotes Kreuz (2011), S. 20 f. [5] Vgl. Deutsches Rotes Kreuz (2011), S. 20 f.

Begeisterung für das Thema Gesundheit

Auch in der (Jugend-)Feuerwehr ist Gesundheit wichtig und ein bedeutender Bestandteil der Kinder- und Jugendarbeit. Nur wer gesund ist, kann auch im Übungs- und Einsatzdienst erfolgreich sein. Doch wie gelingt es, Kinder und Jugendliche für diese Thematik zu begeistern?

  • Über das Thema (selbst): Das Thema Gesundheit sollte sinnvoll in die aktuelle Situation und den Kontext der Kinder und Jugendlichen eingebunden werden. Was beschäftigt Kinder und Jugendliche? Lebenserfahrungen, Wohlbefinden und körperliche Attraktivität spielen für sie eine wichtige Rolle. Hier sollten Körpererfahrung, Körperkult und Schönheitsideale auch geschlechtsspezifisch aufgegriffen werden.
  • Über die Methodik: Themen, die Gesundheit und soziales Miteinander betreffen, sind in einer indirekten Form bereits ein fester Bestandteil der Jugendfeuerwehr, auch in den Kindergruppen. Essen, Kochen und Bewegung haben ihren Platz auf Freizeiten, Zeltlagern und in Übungen oder den Gruppenstunden. Gesundheitsthemen sollten am Anfang wenig theoretische Informationen enthalten und zunächst indirekt angesprochen werden. Das Thema soll Spaß machen und durch eigenes Erfahren und Selbsterleben ausprobiert werden. So findet schon zu Beginn ein Lernen statt.
  • Über die Authentizität: Grundsätzlich sollten Betreuende das Thema Gesundheit überzeugend vertreten und vorleben können. Übereifer und Perfektion schrecken die Kids eher ab. Daher ist es wichtig, sich als Betreuende bereits im Vornherein Gedanken darüber zu machen, was Gesundheit für einen selbst bedeutet. Leben die Betreuenden ihre eigenen Werte vor, werden diese eher angenommen als durch einseitige Moralpredigten.

Wer kennt es nicht – Warnungen oder Verbote animieren junge Personen erst recht dazu, das Untersagte zu tun. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, die Kinder und Jugendlichen von den positiven Wirkungen gesundheitsbewussten Verhaltens zu überzeugen – in der Vorbildfunktion, aber auch indem die Kinder und Jugendlichen den Freiraum erhalten, eigene Gesundheitsthemen in ihrer Art und Weise einzubringen, ihre eigene Erfahrungen zu sammeln und selbstwirksam werden zu können. Sie müssen selbst „schwimmen lernen“.

Im Übrigen ist das Thema Gesundheit in der Kinder- und Jugendarbeit vielfältig anzuwenden und sollte daher als Querschnittsaufgabe regelmäßig bei Gruppenstunden, Übungen oder Freizeiten einfließen.[1]


[1] Vergleiche Landesjugendring Baden-Württemberg e.V. (2007), S. 12 f.