Vom Motiv zur Motivation
Welche Beweggründe beziehungsweise Motive haben Kinder und Jugendliche, um in Kindergruppen in der Feuerwehr beziehungsweise in die Jugendfeuerwehr einzutreten? Bevor wir uns dieser Frage widmen, schauen wir uns erst einmal sowohl die Begriffe Motiv, Motivation als auch intrinsische und extrinsische Motivation genauer an.
„Der Terminus Motiv bezeichnet einen inneren Beweggrund einer Person für ein bestimmtes Verhalten. Häufig ist dieses Verhalten auf ein bestimmtes Ziel gerichtet. […] Ein wichtiges Merkmal von Motiven ist ihre Stärke. Je stärker ein Motiv ausfällt, desto mehr beeinflusst es das Verhalten.“
Kinder beziehungsweise Jugendliche äußern sehr häufig den Berufswunsch: „Wenn ich mal groß bin, werde ich Feuerwehrmann beziehungsweise Feuerwehrfrau.“
Dies passiert nicht einfach so. Meist wird der Wunsch geäußert, wenn die Heranwachsenden vorbeifahrende Feuerwehrfahrzeuge oder Feuerwehrangehörige im Einsatz sehen. Da bekommen nicht nur die Kleinen, sondern auch die Großen leuchtende Augen.
Damit ist aus fachlicher Sicht ein wichtiger Beweggrund beziehungsweise das Motiv zum Einstieg in die Kinder- oder Jugendfeuerwehr gegeben – oder ganz vereinfacht gesagt: Der Grundstein ist gelegt.
Um dieses Motiv „Ich möchte Feuerwehrfrau/-mann werden“ zu unterstützen, melden viele Eltern ihre Kinder in der Feuerwehr und Jugendfeuerwehr an. Dadurch werden die Kinder und Jugendlichen in ihren Motiven beziehungsweise in ihrer Motivation weiter unterstützt, sich in Kindergruppen in der Feuerwehr und in der Jugendfeuerwehr zu engagieren. Verstärkt werden die Motive durch das langsame Heranführen an die Aufgabenfelder bei der Feuerwehr innerhalb der Dienste. Zudem lernen die Mitglieder in Kindergruppen in der Feuerwehr und in der Jugendfeuerwehr durch verschiedene Freizeiten die Dienstabteilungen und Aufgabenbereiche der Einsatzabteilungen kennen.
Jeder einzelne Mensch, ob jung oder alt, verfolgt jedoch nicht nur ein Motiv, sondern mehrere unterschiedliche Motive gleichzeitig. Die „Verknüpfung aller in einer bestimmten Situation bei einer Person wirksamen Motive“ nennt man auch Motivation. Wichtig und bedeutend ist hier, dass sich „die Motivation einer Person durch die Richtung und Stärke der einzelnen, zu einem bestimmten Zeitpunkt wirksamen Motive ergibt”. Hierbei kann es jedoch auch zu inneren Konflikten kommen. „Ein solcher Konflikt tritt dann in Erscheinung, wenn nicht miteinander zu vereinbarende Motive sich gegenseitig neutralisieren.“
Liegen die Motive beim Eintritt in die Kindergruppen in der Feuerwehr oder Jugendfeuerwehr eher beim Interesse für die Fahrzeuge und die Außenwirkung dieses Berufs beziehungsweise Ehrenamts, ändern sich diese im Laufe der Zeit. Außerdem kommen im Laufe der Mitgliedschaft auch Freundschaften, Interesse an einzelnen Ausbildungsrichtungen sowie Wettkämpfe und die Teilnahme an Freizeiten hinzu. Dementgegen stehen jedoch auch verschiedene Konfliktmotive. So kann ein erhöhter Aufwand in der Schule, andere Freizeitaktivitäten, Wohnortwechsel, der Beginn einer Ausbildung oder eines Studiums dazu führen, dass sich die Motive bei Kindern und Jugendlichen ändern und sie die Kindergruppen in der Feuerwehr und Jugendfeuerwehr wieder verlassen. Die einzelnen Unterkapitel gehen hier noch einmal genauer darauf ein.
Selbstbestimmungstheorie der Motivation
Die Selbstbestimmungstheorie nach Deci und Ryan unterscheidet bei der Motivation zum einen den intrinsischen als auch den extrinsischen Bereich. Intrinsische Motivation liegt vor, wenn eine Handlung aus Interesse an einer Tätigkeit selbst vollzogen wird und sie in engem Zusammenhang mit den Fähigkeiten und Kompetenzen eines Individuums steht. Extrinsische Motivation liegt dagegen vor, wenn der Grund für die Motivation nicht das Interesse an der Sache selbst, sondern ein anderer ist.
In der Praxis ist es so, dass nicht einfach nur nach intrinsischer oder extrinsischer Motivation unterschieden werden kann. Häufig bedeutet es eine Mischung aus beiden Motivationsformen. Für eine langjährige Aktivität in den Kindergruppen in der Feuerwehr und der Jugendfeuerwehr ist die intrinsische Motivation bei den Kindern und Jugendlichen wesentlich. Gefördert werden kann sie durch äußere Anreizpunkte wie interessante Dienste, Besuche bei der Berufsfeuerwehr, Durchführung von Zeltlagern und Wettkämpfen, aber auch durch Freundschaften innerhalb der Kindergruppen in der Feuerwehr und Jugendfeuerwehr. Außerdem hilft die gute Aussicht, die eigenen Interessengebiete in der Einsatzabteilung wahrnehmen zu können und auch dort positive Rückmeldungen sowie Anerkennung zu erhalten und ein gutes Miteinander zu erleben.
Tipp zum Thema Motivation im Ehrenamt
- Deutsche Jugendfeuerwehr, Dokumentation des Fachtags "Wertschätzung in der Jugendfeuerwehrarbeit - Motivation und Anerkennung", 2021.
Was hat Motivation mit Feuerwehr zu tun?
In der Feuerwehr aktiv zu sein, egal in welchem Alter, bedeutet auch ein hohes Motivationslevel sowohl bei den Kindern und Jugendlichen als auch bei den Erwachsenen. Von den Kindergruppen in der Feuerwehr bis zur Einsatzabteilung können insgesamt bis zu zwölf Jahre vergehen. In dieser Zeit heißt es, die Motivation hochzuhalten und die Kinder und Jugendlichen aktiv darin zu unterstützen, Einsatzkräfte zu werden.
Eine wichtige Eigenschaft, die die Kinder und Jugendlichen für die Feuerwehr mitbringen sollten, ist die Lust auf immer neue Herausforderungen und das Interesse an persönlicher Weiterbildung. Dies bietet sowohl die Ausbildung laut Laufbahnverordnung als auch der Bereich der sogenannten Soft Skills. Hierbei stehen vor allem die sozialen Kompetenzen im Vordergrund.
Diese können auf informellem Weg durch eine gewisse Wertevermittlung sowie Anerkennung und Akzeptanz erfolgen. Dadurch entsteht ein Zugehörigkeitsgefühl, das sich positiv auf den weiteren Werdegang auswirkt und die Kinder und Jugendlichen nachhaltig an eine Wehr bindet. Für die Wehren ist dies von großer Bedeutung, da sie aus den Heranwachsenden neue Einsatzkräfte heranziehen und ausbilden.