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Von Kindergruppen in die Jugendfeuerwehr

Die Nachwuchsgewinnung ist eine wichtige Aufgabe in den Feuerwehren. „Den Kinderfeuerwehren kommt dabei die entscheidende Aufgabe zu, die Kinder schon früh für die Feuerwehr zu begeistern.“ Sie sorgen somit im Idealfall für die Mitglieder der Jugendfeuerwehr, die später in die Einsatzabteilung übergehen können. Gerade in Zeiten des demografischen Wandels gibt es weiterhin viele Freizeitangebote, jedoch immer weniger Kinder vor Ort. Eine frühzeitige Interessensbildung ist daher absolut notwendig.

Neben der Nachwuchsgewinnung für die Freiwillige Feuerwehr soll die Kindergruppe in der Feuerwehr ganz allgemein eine altersgerechte, sinnvolle Freizeitbeschäftigung mit viel Spaß bieten. Sie hat sowohl sozial als auch thematisch-inhaltlich das Ziel der außerschulischen Bildung. Es wird eine Wertevermittlung angestrebt, denn die Kinder lernen in den Kindergruppen, was bspw. Kameradschaft, Teamfähigkeit und Hilfsbereitschaft bedeuten und wie es sich anfühlt.

Thematisch handelt es sich in den Kindergruppen unter anderem um Brandschutzaufklärung und -erziehung, wobei bspw. Themen wie das eigene Verhalten im Notfall und Erste Hilfe besprochen werden. Durch Wissen und Verständnis kann u. a. die Angst vor Einsatzkräften im Ernstfall genommen werden.

Auch die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit beim Erleben von Gruppenprozessen sowie spannende Medienevents, kreative Bildungsangebote und Ausflüge stehen in den Kindergruppen auf dem Programm. Die Kinder haben die Möglichkeit, Freundschaften zu knüpfen, Teamwork zu erleben und können ohne Leistungsdruck gemeinsam mit verschiedenen Charakteren lernen und wachsen.

Zeitpunkte des Ein- und Übertritts

Das Eintrittsalter in die Kindergruppen in der Feuerwehr ist in den verschiedenen Bundesländern in Deutschland ganz unterschiedlich. In Sachsen können die Kinder im Alter von fünf Jahren Mitglied einer Kinderfeuerwehr werden. In den Feuerwehrvereinen in Bayern kann das Eintrittsalter individuell durch die Satzung festgelegt werden. Bei den Freiwilligen Feuerwehren (gemeindliche Einrichtung) können für Minderjährige ab dem vollendeten 6. Lebensjahr Kindergruppen gebildet werden.

In Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein beträgt das Eintrittsalter sechs Jahre. In Brandenburg gibt es keine expliziten Kindergruppen in der Feuerwehr. Hier ist ab sechs Jahren bereits die reguläre Mitgliedschaft in der Jugendfeuerwehr möglich. In Thüringen ist dies ebenso der Fall. In Baden-Württemberg nennt das Feuerwehrgesetz kein ausdrückliches Eintrittsalter, empfohlen wird aber die Grundschulreife.

Das Eintrittsalter in die Jugendfeuerwehr beträgt in Thüringen und Brandenburg somit sechs Jahre, in Sachsen, Saarland und Berlin acht Jahre und in Bayern zwölf Jahre. In Baden-Württemberg regelt dies die örtliche Gemeinde bzw. Feuerwehr. In den anderen neun Bundesländern können Kinder ab zehn Jahren Mitglied der Jugendfeuerwehr werden.

Der Übertritt sollte in den meisten Bundesländern mit zehn Jahren erfolgen, in Bayern und Nordrhein-Westfalen spätestens mit elf Jahren und in Niedersachsen und Hamburg spätestens mit zwölf Jahren. Auch hier ist eine individuelle Betrachtung des Kindes und der Umstände notwendig.

Wie können Übertritte aufgebaut werden? 

Eine wichtige Zielsetzung der Kindergruppen in der Feuerwehr ist wie bereits erwähnt die Nachwuchsgewinnung für die Jugendfeuerwehr. Ein geplanter und vorbereiteter Übergang erhöht hier die Wahrscheinlichkeit eines tatsächlichen Übertritts. Die Art des Übertritts muss von den Gegebenheiten vor Ort abhängig gemacht werden, bspw. der Gruppengröße, der Altersverteilung, den Dienstzeiten und vor allem von den Kindern selbst.

Einige Kinder brauchen mehr Vorlaufzeit, um sich an neue Situationen zu gewöhnen, andere benötigen ein fixes Datum mit klaren Verhaltensweisen. Daher gibt es verschiedene Möglichkeiten, einen Übergang zu gestalten. Eine Möglichkeit ist der fließende Übergang, bspw. durch parallel stattfindende Dienstzeiten für die Kindergruppen und Jugendfeuerwehr.

Dabei können Mitglieder der Kindergruppen in der Feuerwehr bereits sehen, was im Jugendfeuerwehrdienst passiert. Sie lernen automatisch das Betreuendenteam der Jugendfeuerwehr und die anderen Jugendlichen kennen. Es kann so gestaltet werden, dass die Kinder ab einem Alter von 9 oder 9,5 Jahren zwischen den Diensten hin- und herwechseln und mit 10 Jahren gänzlich in die Jugendfeuerwehr übertreten. Die zweite Möglichkeit ist der Übertritt zu einem bestimmten Termin.

Dies geschieht idealerweise mit einer Übertrittsveranstaltung oder einer Übertrittszeremonie und dem vorherigen Kennenlernen der Jugendfeuerwehrmitglieder und Betreuenden, bspw. durch die vorherige Teilnahme an bestimmten Veranstaltungen der Jugendfeuerwehr oder an ausgewählten Diensten. 

Weitere hilfreiche Tipps sind der Übertritt in kleinen Gruppen von zwei bis drei Kindern und eine gute Zusammenarbeit zwischen den Betreuendenteams der Kindergruppen und Jugendfeuerwehr. Durch das Wissen um in den Diensten erarbeitete Inhalte können die Mitglieder der Kindergruppen auf den JF-Dienst vorbereitet werden. Gleichzeitig wissen die JF-Betreuenden, auf welchen Grundlagen sie in der Jugendfeuerwehr aufbauen können. Dies wiederum führt zu Erfolgserlebnissen bei den übergetretenen Kindern.

Auch JF-Mitglieder als Patinnen und Paten der Kindergruppenmitglieder helfen, den Übertritt zu erleichtern. Die JF-Mitglieder besuchen die Kindergruppendienste und ihr „Patenkind“ noch bevor das Kindergruppenmitglied übertritt. So kennt das Kind bereits jemanden in der Jugendfeuerwehr, fühlt sich nicht fremd und fasst Vertrauen. Um alle abzuholen, sind Elternabende und Einzelgespräche für Informationen zum Übertritt an die Eltern unabdingbar, denn es müssen unter anderem neue Dienstzeiten, Abläufe, jährliche Termine, Verhaltensweisen und ggf. Unterstützungsmöglichkeiten besprochen werden.

Sinnvoll ist es auch, ehemalige Kindergruppenmitglieder, die nun in der Jugendfeuerwehr sind, als Helfende in der Kindergruppe zu haben. So bleibt der Kontakt bestehen, die JF-Mitglieder sind vor Übertritt bereits bekannt und idealerweise besteht bereits Vertrauen, das ein Sicherheitsgefühl zur Folge hat.

Beim Übertritt sollte auch darauf geachtet werden, keine Freundesgruppen zu trennen und lieber flexible Zeitpunkte zum Übergang in Kleingruppen zu wählen.

Mögliche Herausforderungen nach dem Übertritt 

Sollten die Kinder sich für einen Übertritt in die Jugendfeuerwehr entscheiden, kann dies im Nachgang zu einigen Herausforderungen führen. Die thematische Verteilung in der Kindergruppe in der Feuerwehr beläuft sich auf 70 % soziales Lernen (basteln, malen, spielen, singen, Gedichte/Geschichten, Ausflüge, Theater etc.) und 30 % technisches Lernen (Armaturen, Geräte, Fahrzeugkunde, Wettkämpfe etc.). Dies ändert sich in der Jugendfeuerwehr zu einem ungefähren Verhältnis von 50 zu 50. Auch das Betreuendenteam ist neu, es hat andere Charaktere, Meinungen, Verhaltensweisen und auch Rituale. Dies gilt auch für die Gruppe der Jugendlichen. Ändern sich die Mitglieder einer Gruppe, müssen alle Gruppenprozesse neu durchlaufen, Rollen innerhalb der Gruppe müssen neu gefunden werden.

Dies gilt es zu beachten. Daher sollte genügend Zeit und Geduld vorhanden sein, um diese Eingewöhnungsprozesse zu unterstützen – idealerweise zu Beginn mit Teambildungsmaßnahmen.

Fazit

„In der Jugendfeuerwehr-Statistik (2018) sind über 42.700 Kinder (unter 10 Jahren) erfasst, rund 15,8 % aller JF-Mitglieder. Im Vergleich zum Vorjahr 1 % mehr! Und 2011 waren es noch rund 20.500 Kinder (8,4 %). Offensichtlich sind Kindergruppen in den Feuerwehren ein selbstverständlicher Trend!“ 

Das Ziel der Nachwuchsgewinnung in den Kindergruppen in der Feuerwehr für die Jugendfeuerwehr ist ein sehr wichtiges und in Zeiten des demografischen Wandels eine große Hilfe.

Ein abwechslungsreicher Dienst mit motivierten, engagierten Betreuenden sorgt für Spaß und Ausdauer bei den Kindern und erhöht die Wahrscheinlichkeit der Bindung an die Freiwillige Feuerwehr im Allgemeinen. Somit erhöht sich zudem die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder aus der Kindergruppe in die Jugendfeuerwehr übertreten und dort ein engagiertes Jugendfeuerwehrmitglied bleiben.

Ein stimmiges Konzept und ein reger Austausch mit Mitspracherecht im Team der Betreuenden fördert die Haltekraft und Motivation, Teammitglied zu bleiben, enorm.

Detaillierte Tipps und Tricks zum Halten von Feuerwehrmitgliedern werden unter Tipps und Tricks genauer beleuchtet.