Sieben Dinge, die ein Vorbild ausmachen
Ein Vorbild ist eine Person, an der sich andere Menschen orientieren. Zum Teil übernehmen sie deren Denk- und Verhaltensweisen. Dies gilt vor allem für Kinder und Jugendliche. Oft identifizieren sie sich mit diesen Personen oder bewundern sie. Ihre ersten Vorbilder sind Eltern und Geschwister. Im Laufe ihrer weiteren Entwicklung ändert sich das zunehmend. Andere Faktoren und andere Personen gewinnen mehr und mehr an Einfluss. Vor allem in der Pubertät suchen sich Jugendliche andere Vorbilder als die Eltern. Dieser Prozess dient auch der Selbstfindung. Junge Menschen versuchen, ihre Schwächen und ihr eventuell fehlendes Selbstbewusstsein durch die Nachahmung von Vorbildern zu kompensieren.
Allen Betreuenden muss bewusst sein, dass sie zum Vorbild werden können – gewollt oder ungewollt. Die möglichen Auswirkungen des eigenen Verhaltens auf das Werteverständnis und das Sozialverhalten und damit auf den Charakter der jungen Menschen darf niemals unterschätzt werden. Wichtig ist ein selbstkritisches Hinterfragen der eigenen Verhaltensweisen und der damit verbundenen Auswirkungen auf andere Personen.
Verantwortung und Vertrauen
„Zeige der Welt, dass du besser bist als Messi!“, motivierte Fußball-Bundestrainer Joachim Löw Mario Götze vor seiner Einwechslung im Weltmeisterschaftsfinale 2014 gegen Argentinien. Gerade junge Menschen, auf dem Fußballplatz, im Lehrbetrieb oder in der Jugendfeuerwehr, wachsen an ihren Aufgaben und brauchen das Vertrauen ihrer Ausbilder. Bei diesem gemeinsamen Weg gehört es auch dazu, die Jugendlichen zu eigenen Lösungen zu animieren und Freiräume für Experimente zu schaffen.
Orientierung und Organisation
Ein Ziel vor Augen zu haben, motiviert ungemein – und das nicht nur im Teamsport. Dabei muss es natürlich nicht gleich der Weltmeistertitel sein, oftmals zählen die kleinen Ziele viel mehr. Doch gemeinsam das große Ganze zu verfolgen und als junger Mensch Teil des Erfolgs zu sein – wie auch immer dieser aussehen mag –, fördert den Zusammenhalt und vermittelt allen ein gutes Gefühl.
Respektvolle Behandlung
Bei erfolgreicher Jugendarbeit ist es entscheidend, alle Beteiligten für das gemeinsame Ziel zu gewinnen und respektvoll miteinander umzugehen. Das gilt noch mehr bei Misserfolgen. Bei Fehlverhalten bedarf es aber auch klarer Worte. Entscheidend dabei ist das „Wie“. Der Ton macht die Musik
Bewusstsein für das eigene Handeln
Die Jugendarbeit in den Feuerwehren endet nicht mit der Verabschiedung der Jugendlichen vom Übungsdienst oder der Gruppenstunde einmal die Woche. Die Betreuenden und Jugendwartinnen und -warte müssen sich im Klaren darüber sein, dass auch in der Freizeit ein angemessenes Verhalten Voraussetzung ist. Die Betreuenden in der Jugendarbeit hören nie auf, Vorbilder zu sein – gerade in Bezug auf den Umgang mit anderen Menschen, Alkohol und Drogen, Zigaretten oder der persönlichen Einstellung zu verschiedenen kritischen Themen.
Informationen vermitteln
Das Verständnis für die Zusammenhänge von Jugendlichen, insbesondere in der Feuerwehr, kann immer nur so gut sein, wie es ihnen vermittelt wird. Es gilt das Prinzip vom Einfachen zum Schwierigen, erklären, vormachen, üben lassen, eventuell eingreifen und korrigieren, dabei konstruktive Vorschläge zur Verbesserung geben und zum erneuten Üben anspornen. Auf diese Art werden junge Menschen an Neues herangeführt und erhalten Selbstvertrauen.
Loben und Lachen
Der Wunsch, etwas Besonderes zu erreichen, stolz auf seine eigene Leistung zu sein und Beachtung zu finden, sind enorm große Motivatoren. Ein ehrlich gemeintes und verdientes Lob spornt nicht nur jedes einzelne Teammitglied an, sondern auch alle anderen. Mit gemeinsamen Aktivitäten Spaß haben und herzhaftes Lachen – auch mal über sich selbst – müssen auf jeden Fall sein.
Toleranz vorleben
Gemeinsam Spaß haben ist die eine Sache. Hinzu kommt, dass bestimmte Umgangsformen und Verhaltensweisen für alle in der (Jugend-)Feuerwehr verpflichtend sein müssen. Diskriminierung, Hass und Ausgrenzung haben in der Feuerwehr nichts verloren. Auch hier gilt es, die Schützlinge aufmerksam zu beobachten und im Zweifel einzugreifen. Natürlich bedeutet dies, dass Jugendwartinnen und -warte die Toleranz und Offenheit selbst vorleben.
Neun konkrete Beispiele für Jugendfeuerwehrwartinnen und Jugendfeuerwehrwarte als Vorbilder
Uniform
Mit dem Tragen der Uniform beziehungsweise dem Übungsanzug repräsentiert ihr die (Jugend‑)Feuerwehr nach innen und außen. Achtet darauf, dass die Uniform und die Schuhe sauber sind und keine Knöpfe fehlen. Tragt die Uniform korrekt, das heißt zum Beispiel, dass das Hemd nicht über der Hose getragen wird und keine Uniformteile fehlen. Und noch ein Hinweis: Fun-Shirts passen nicht zur angemessenen Feuerwehrbekleidung.
Alkohol und Drogen
Angetrunkene Feuerwehrangehörige sind nun wahrlich kein Vorbild für die Jugendlichen. Aber auch das Prahlen mit feuchtfröhlichen Trinkgelagen oder selbst Sprüche wie „Jetzt brauch ich ein Bier“ stellen den Genuss dieser Drogen als erstrebenswert dar. In Anwesenheit der minderjährigen Jugendfeuerwehrmitglieder solltet ihr auf Alkohol ganz verzichten. Vielleicht lässt es sich auch einrichten, die Zigarette nicht unbedingt vor den Kindern und Jugendlichen zu rauchen.
Übrigens ist Suchtvorbeugung nicht nur etwas für Expertinnen und Experten. Alle, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, können sich für dieses Ziel einsetzen und suchtvorbeugend wirken.
Gesunde Ernährung
Auch in puncto Ernährung kann eine Leitungskraft der Jugendfeuerwehr ein Vorbild sein. Es müssen nicht immer die Kalorienbomben Pommes und Cola aus dem Schnellrestaurant sein, mit denen die Jugendlichen nach einer gelungenen Übung „belohnt“ werden. Auch bei der Auswahl der Getränke und Snacks im Feuerwehrhaus solltet ihr auf gesunde Produkte achten.
Umweltbewusstsein
Achtet bei der Feuerwehr und euren Aktivitäten auf Mülltrennung. Denkt auch bei Freizeitfahrten und Zeltlagern an die ordentliche Entsorgung. Seid nachhaltig, nutzt Mehrweg, statt Einweg.
Medienkonsum
Den sollten auch Betreuende auf einem „gesunden“ Niveau halten. Bei Übungen, im Unterricht oder im Gespräch mit anderen muss nicht jede Nachricht auf dem eigenen Smartphone gleich gecheckt werden. Das Verhalten der Betreuenden in der „Freizeit“ ist zwar Privatsache, aber auch hier muss euch bewusst sein: Das Jugendfeuerwehrmitglied liest mit.
Sprache
„Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus“, heißt ein altes Sprichwort. In der Gemeinschaft der Jugendfeuerwehr sollte ein respektvolles und höfliches Miteinander selbstverständlich sein. Das spiegelt sich auch in der Kommunikation wider. Schimpfwörter, Beleidigungen und Mobbing haben hier nichts zu suchen. Jugendwartinnen und -warte bekommen auch hierzu keinen Sonderstatus.
Besondere Vorsicht ist dann geboten, wenn die Leitungskraft einzelne Jugendfeuerwehrmitglieder vor der Gruppe auf Fehler aufmerksam macht oder sogar rügt. Kritik muss sachlich bleiben und Ansporn geben, es besser zu machen. Sie darf nie beleidigend sein.
Ordnung
Mit Ordnung wird das Leben leichter. Und sie ist sogar ein wichtiger Ausbildungsinhalt. Es gehört bei der Feuerwehr dazu, nach der Einsatzübung die Gerätschaften zu reinigen und wieder ordnungsgemäß zu verstauen, um die Einsatzbereitschaft wiederherzustellen. Genauso selbstverständlich muss es sein, nach der Übungsstunde den Gruppenraum wieder aufzuräumen.
Ehrlichkeit
Ehrlichkeit gegenüber den Mitmenschen ist eine besondere Eigenschaft. Dazu gehört auch, dass Ihr als Betreuer Fehler zugebt und kritikfähig seid.
Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit
Beides sind wichtige Werte, die für die Feuerwehr stehen und von Jugendfeuerwehrmitgliedern erwartet werden. Sicher ist es schwer, im arbeitsintensiven Ehrenamt alle Termine pünktlich wahrzunehmen und allen Anforderungen gerecht zu werden. Aber auch hier darf sich eine Leitungskraft nicht ausnehmen.
Autor/-innen
Sabrina Reitz und Angelika Haupenthal
LAUFFEUER, die Zeitschrift der Deutschen Jugendfeuerwehr